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Dienstag, 17. Januar 2012

Am falschen Ende des Regenbogens

Sie kniete auf dem Badezimmerboden. Das strahlende weiß wirkte falsch. Falsch an diesem Ort und zu dieser Zeit. Das Badezimmer war kein reiner Ort. Kein Ort für Klarheit. Hier gab es nur Geheimnisse,  Lügen und Schmerz. Sie schloss die Augen als die Spritze in ihren Arm eindrang.
Schwarze Punkte begannen vor ihren Liedern zu tanzen und sie öffnete sie wieder. Die Umgebung hatte sich verändert. Alles schien nun in einem hellen blau Ton zu leuchten. Sie wunderte sich und lachte. Das Lachen schallte laut durch den Gekachelten Raum und zog eine pinke Spur hinter sich her. Sie versuchte danach zu greifen, doch immer und immer wieder glitt sie ihr durch die Finger.
Ein hysterischer Kicheranfall hatte sie nun gepackt und schüttelte sie durch. Tränen flossen über ihr bleiches Gesicht.
Sie richtete sich auf. Zog sich langsam am Waschbecken hoch. Wollte sich im Spiegel ansehen. Wollte alles sehen. Die ganze Hässlichkeit. Doch ihr Spiegelbild schien zu verschwimmen. Es wellte sich und zerfloss; nur um sich direkt danach wieder zusammenzusetzten und erneut zu zerfließen.
Sie wurde wütend. Schrie ihr Spiegelbild an. Doch dieses schrie nur zurück. Mit Teufelshörnern und flammenden Augen. Sie bekam Angst. Sie schlug zu. Immer wieder und immer fester; bis der Spiegel zerbrach. Die Splitter flogen durch den ganzen Raum und hinterließen tiefe Krater in der Wand hinter ihr. Sie klammerte sich am Waschbecken fest, auf ihre blutenden Hände schauend. Die Adern auf ihren Knöcheln zeichneten sich deutlich unter ihrer Pergamentartigen Haut ab. Sie leckte über ihre Hände.
Doch plötzlich wanden sich Raupen aus den gezackten Wunden. Sie kamen von überall her. Kleine gefährliche Biester die sich in ihre Haut fraßen. Sie schrie. Schrie immer lauter. Alles um sie herum begann zu explodieren. Die Spiegel barsten, die Fliesen zersprangen. Alles war laut. Viel zu laut. Ein Dröhnen fuhr durch den Raum. Gleich einem Erdbeben. Sie hielt sich die Ohren zu. Ließ das Waschbecken los und hielt sich die Ohren zu.
Sie fiel. Fiel um, weil ihre Beine sie nicht mehr halten konnten und der rettende Rand des Waschbeckens war schon mehrere Meter entfernt. Während sie in die Tiefen der klaffenden Schlucht unter ihr fiel drehte sie sich mehrmals um ihre eigene Achse und schrie, schrie, schrie immer weiter, dass dieser Albtraum aufhören möge.
Sie war tot bevor ihr Kopf auf dem Badezimmerboden aufschlug.

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