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Sonntag, 25. September 2011

Der völlig falsche Post

Wieso schreib ich am einzigen Sonnentag im Jahr eine Geschichte über Regen?
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Und wieder einmal saß sie am Fenster und schaute den Regentropfen zu, die die Scheibe hinab liefen.
Sie konnte nicht mehr weinen. Hatte es schon zu oft getan. Hatte sich leer geweint.
Stattdessen weinte der Himmel für sie.
Die großen grauen Regenwolken am Himmel erhoben sich, gleich gigantischen Schlösern, über ihr. Schienen sie erdrücken zu wollen.
Unter ihr die Straße. Grau wie der Himmel. So leer und doch gleichzeitig so voll. Überfüllt von Massen an Nichts.
Sie wandte den Blick nicht von den perlengleichen Regentropfen an der Scheibe ab, als die Musik plötzlich verklang. Der Ipod Akku hatte seinen Geist aufgegeben.
Stille.
Sie sah weiter nach draußen. Hörte jetzt.
Hörte, wie der Regen gegen die Scheibe trommelte und ihr schneller Atmen das Glas beschlug. Hörte die Autos in der Ferne und den Staubsauger im Nebenraum.
Sie sah und hörte. Doch sie fühlte nicht. Hatte es schon zu oft getan. Hatte sich zu oft "verfühlt".
Doch niemand fühlte für sie.
Die Woklentürme zogen vorbei, verformten sich. Formten sein Gesicht.
Einen Lidschalg später, war daraus auch schon ein neuer Wolkenturm entstanden.
Sie sah ihm hinterher. Den Wasserdämpfen, die ihm so ähnlich gesehen hatten. Sie schüttelte den Kopf, konnte den Blick aber dennoch nicht abwenden.
Das Öffnen des Fensters machte keine Gräusche.
Nichts machte mehr Geräusche, als sie schließlich aufstand und den Fenstersims betrat.
Vorsichtig setzte sie Fuß vor Fuß. Den Kopf gen Himmel gewandt, ließ sie den Regen ihr Gesicht benetzen.
Die Wolkentürme flogen jetzt noch schneller vorbei. Sie folgte ihnen mit ihrem Blick und breitete die Arme aus. Ihr wurde schwindelig, doch sie hielt die Augen weit geöffnet.
Als sie fiel, schaute sie hinauf und war sich sicher, dass sie nur einer von vielen Regentropefn war, die auf der Erde zerschellten.
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Während ich das geschrieben habe ist mir aufgefallen, dass ich die ganze Zeit auf den Punkt gewartet habe, an dem die Wolkendecke aufreißt und die Sonne hervor kommt.
Wieso entspricht man manchmal nichtmal seinen eigenen Erwartungen?

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