Perspektivwechsel

Manchmal frage ich mich, was gewesen wäre wenn.
Ob alles hätte anders kommen können.Wo ich heute wäre. Wo wir heute wären. Ob es so etwas wie Schicksal gibt oder alles nur Zufälle sind. Haben wir eine Bestimmung? Und wenn ja können wir darauf Einfluss nehmen?
Was wäre wenn?

Damals hat es geregnet. Wir haben uns ihren Schrim geteilt. Er war rot. Die Regentropfen perlten dran ab und tropften ihr auf die Nase. Sie musste unentwegt kichern. Vielleicht hätte ich den Schirm halten sollen. Dann wäre sie nicht so nass geworden. Am Fenster einer Konditorei drückten wir uns die Nasen platt. Die Schokotorten in der Auslage glänzeten fettig frisch. Was wäre gewesen, wenn ich sie eingeladen hätte? Auf einen Kaffee. Mochte sie Kaffe? Oder auf einen Kakao. Mit Sahne. Sie mochte Sahne. Als sie meine Hand nahm, nur kurz, und mich weiter zog, hätte ich sie da festhalten sollen? Wir spazierten weiter die Straße hinunter. Es regnete jetzt fester. Sie drängte sich enger an mich. Ich machte ihr pingeliges Verhalten nach und brachte sie zum Lachen. Ich alberte herum. Klaute ihr den Schirm und schubste sie in die Pfützen. Ihr halb erschrockener halb begeisterter Schrei klingt mir heute noch in den Ohren. Wann hätte ich erkennen müssen, dass Schluss ist? Hundert Meter vom Hauptbahnhof entfernt blickte sie auf ihre Uhr. Was wäre, wenn es zweihundert Meter gewesen wären? Sie fing an zu rennen. Quietschte, lachte und rannte. Ich joggte ihr leichtfüßig hinterher. Ich konnte die Augen nicht von ihr lassen. Wir waren pünktlich da. Natürlich. Überpünktlich sogar. Sie blickte mich an. Der fransige Pony hing ihr nass in die Augen. Ich kann mich nicht mehr an deren Farbe erinnern. Ich blickte sie an. Mein Gesicht tropfte vor Regen und strahlte vor Freude.
Sie drehte sich um als der Zug in den Bahnhof einfuhr. Jetzt. Was wäre gewesen, wenn ich sie jetzt geküsst hätte? Sie nur für eine Sekunde zurück gehalten, den Zug abfahren lassen und sie geküsst hätte? Wäs wäre dann gewesen? Sie stieg ein und winkte mir noch ein letztes Mal zu. Im dritten Waggong räumte ein junger Mann seine Tasche zur Seite. Sie setzte sich. Der junge Mann heißt Paul. Morgen bin ich auf ihre Hochzeit eingeladen. Was wäre gewesen wenn?
...
Für die, die sich nicht trauen. Und die, die sich doch trauen und bei denen es schief läuft. Dass ihr es immer wieder, immer weiter versucht. Carpe diem.

Auf und davon, Lisa

PS: Was haltet ihr von der männlichen Sicht? Ich schreibe übelst gerne aus der Sicht von Kerlen, aber ich glaube ich treff sie einfach immer noch nicht richtig. Meine Jungs sind glaube ich zu romantisch veranlagt. Und zu philosophisch. Sowas gibts ja eigentlich gar nicht :D
PPS: Ich hab ein neues 50f Foto hochgeladen. Ihr könnt es hier angucken (: